Cannabis war in den letzten Jahren Gegenstand vieler Studien, die die Auswirkungen von Cannabinoiden auf Lebewesen erforschten. Insbesondere CBD und THC wurden eingehend erforscht und es hat sich herausgestellt, dass diese Pflanzenstoffe einen großen Nutzen für die menschliche Gesundheit haben können.
Der Effekt von Cannabinoiden lässt sich damit erklären, dass diese mit dem körpereigenen Cannabinoid-System interagieren. Eines der Körpersysteme, auf welches das Endocannabinoid-System einen direkten Einfluss zu haben scheint, ist das so genannte endokrine System.
Was sind endokrine Störungen? Fehlfunktionen der Schilddrüse
Endokrine Störungen sind Krankheiten, die durch den Einfluss der endokrinen Drüsen auf den menschlichen Körper erklären lassen. Das endokrine System ist dafür verantwortlich, dass Hormone direkt in die Blutbahn gelangen können.
Die häufigste endokrine Störung ist eine Fehlfunktion der Schilddrüse. Eine Fehlfunktion liegt dann vor, wenn die Schilddrüse zu viel oder zu wenig Schilddrüsenhormone produziert. Das nennt man dann entweder Hypothyreose und Hyperthyreose.
Bei Erwachsenen ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion die Hashimoto-Thyreoiditis. Das ist eine Erkrankung, bei der das Immunsystem des Patienten die eigene Schilddrüse angreift und schädigt. Das geht so lange, bis sie nicht mehr in der Lage ist, eine ausreichende Menge an Hormonen zu produzieren.
Auch dann, wenn die Schilddrüse entfernt oder durch Radiojodtherapie zerstört wurde, kommt es dazu, dass der Körper zu wenig Schilddrüsenhormone produziert und es zu einer Unterfunktion kommt.
Früher konnte eine Schilddrüsenerkrankung erst dann festgestellt werden, wenn es eigentlich schon zu spät war. Durch die moderne Medizin kann eine Fehlfunktion der Schilddrüse über ein Blutbild zuverlässig diagnostiziert werden.
Das Endocannabinoid-System und das endokrine System
Die Studie "Wirkung von Marihuana-Konsum auf Schilddrüsenfunktion und Autoimmunität", die von 2007 bis 2012 durchgeführt wurde, beleuchtet die Auswirkungen von Cannabis auf die Schilddrüsenfunktion.

Es wurden 5280 Erwachsene im Alter zwischen 18 und 69 Jahren untersucht. Die Probanden wurde zu ihrem Cannabiskonsum befragt und anschließend einer Analyse der Schilddrüse unterzogen. 54 % der befragten Personen gaben an, bereits seit längerer Zeit Cannabis zu konsumieren. 15 % sagten, sie hätten erst kürzlich damit begonnen.
Ergebnisse der Studie zu Cannabis in Bezug auf endokrine Störungen
Die vom Forschungsteam durchgeführte Analyse zeigte, dass Cannabiskonsument*innen seltener hohe Thyreotropin-Werte und viele Anti-Thyroperoxidase-Antikörper aufwiesen - im Vergleich zu Nichtkonsument*innen.
Thyreotropin, das schilddrüsenstimulierende Hormon, wird von der Hirnanhangdrüse produziert; seine Ausschüttung ist im Allgemeinen morgens am geringsten und am späten Abend am höchsten. Die Bestimmung des Thyreotropinspiegels ermöglicht es, festzustellen, ob die Schilddrüse richtig arbeitet.
Die Schlussfolgerung, zu der das Forschungsteam gelangte, ist, dass der Konsum von Cannabis nicht mit einer Schilddrüsenfehlfunktion korreliert. Viel mehr sorgt das Cannabis dafür, dass der Thyreotropinspiegel besonders niedrig ist.